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MICHAEL VOGELEY

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Lofoten: Amphibisches Gebirge in der Urform der Schöpfung

Von Michael Vogeley und Ingrid Ferschoth-Vogeley für AlpOnline

Die Inselberge weit über dem Polarkreis sind vom Festland gesehen eine imposante Wand aus zerklüfteten Gipfeln, die steil aus dem Meer aufragen: die berühmte Lofotenmauer. Zum Westen hin sind die Berge mächtige Wellenbrecher gegen die Gewalten des Nordmeeres. Im Winter die stürmischsten Inseln Europas, im Sommer grandiose Schönheiten. Dieses Bergsteiger- und Wanderparadies kann man noch entdecken. Michael Vogeley führte eine der ersten deutschen Trekkergruppen in die Gipfelwelt der nordnorwegischen Inselgruppe. Wandern heißt auf den Lofoten, weglos in großartiger Landschaft auf anstrengende Entdeckung zu gehen.

(Anmerkung: Eigennamen in diesem Beitrag wurden wegen der leichteren Lesbarkeit und den unterschiedlichen Schreibweisen in der empfohlenen Literatur und den Karten eingedeutscht)


Das Lofotgebirge beginnt sich blau zu färben. Ich weiß nicht, was schöner ist – entweder wenn du es in der Ferne liegen siehst wie eine einzige tiefblaue Mauer mit tausend Türmen darauf … oder wenn du dich ihr näherst und siehst, wie die Mauer sich öffnet, wie jeder Gipfel ein eigener Berg wird, einer wilder als der andere.
(Björnson, 1869)

Walter ist ein erfahrener Trekker. Doch trotz des reibeisenrauhen Granits hat er den Tritt verloren und liegt Kopf unten in einem kleinen Kamin. Der scharfe Fels hat ihm die Haut vom Unterarm gezogen, das Blut läuft in die aufgekrempelten Hemdsärmel. Wir stürzen zu ihm, damit er nicht tiefer rutscht. Satte 400 Meter unter uns glänzt golden das Lofotenmeer in der Mittagssonne, haltlos stürzt eine Wand zur See. Wieder einmal wird uns klar, dass mit dem „Nordischen Märchenland der Lofoten“ nicht zu spaßen ist. Wir sind abseits der Zivilisation – wie immer in den vergangenen Tagen. Walter ist hart im Nehmen. Trotz des schlimm aussehenden Armes lässt er sich von der Kletterei auf den Glamtindan nicht abhalten. Sven Arne, Chef vom Lofoten Turlag, dem „Alpenverein“ der Inseln, ist mit dabei. Er ist ein hervorragender Kenner der Berge. Sein Freund mit dem unaussprechlichen Vornamen hat seine Bergschuhe am Rucksack angehängt und geht barfuß durch das scharfe Granitgeröll.

Wild wie der Wind, weit wie das Meer

Wir staunen über die Milde des Klimas. Der „Ofen Golfstrom“ ist schuld. Auf diesem Breitengrad findet sich sonst viel Eis rund um den Globus: die Gletscherkappe Grönlands, Alaska, Sibirien. Unter einer Polarregion stellt man sich eigentlich Permafrost, Gletscher, Inlandeis und bitterkalten Wind vor. Die Lofoten jedoch sind ein Cocktail aus Irland und Schottland, aufgefüllt mit Eismeer, dekoriert mit Dolomiten und Ägäis, und durchgeschüttelt vom manchmal unberechenbarem Wetter aber auch mediterranen Temperaturen. Wir treiben uns auf den fünf Hauptinseln herum und blicken von unseren Gipfeln auf weitere fünf Eilande, die, zusammen mit Tausenden von Schären, den wilden Archipel bilden: eine 150 Kilometer lange ununterbrochene Gipfelkette von kaum beschreibbarer Schönheit. Ein Paradies aus Zinnen, Kämmen, Gletschern, Türmen und Wänden. Der höchste Berg, der Higravstinden, gipfelt in aus alpenländischer Sicht moderaten 1163 Metern. Ein fast unberührtes Bergparadies auf den fünf Hauptinseln gilt es zu entdecken. Doch: Viele der empfohlenen und kartierten „Wege“ sind keine. Hier ist der Trekker noch autark, niemand hat „für ihn gedacht“ und Farbkleckse angelegt oder Steige gebaut. Weit nördlich des Polarkreises genießen wir Berge, saftige Wiesen, staunen über die überwältigend bunte Flora und aalen uns in der Mitternachtssonne. Ein riesiger alpiner Naturpark.

Inselwetter – viel besser als sein Ruf

Der Luchsfuß – so die wörtliche Übersetzung Lofoten – ist ein Juwel arktischer Berge in mildester und wildester Form. Frei wie der Wind besteigen wir die schönsten Berge. Hier kann es auch heftig zugehen. Unser Plan ist: Das Wetter bestimmt unsere Aktivitäten – und hinter jeden Wolke scheint die Sonne. Doch gnadenlos steht die Sonne fast 24 Stunden täglich am Himmel, treibt uns zu immer neuen Touren an und belebt die Photosynthese, die eine satte Vielfalt farbenprächtiger Pflanzen hervorzaubert. Unser Zeitgefühl schwindet. Ungläubig messen wir satte 28 Grad plus im Schatten. Fast immer ist T-Shirt-Wetter. Wir schwitzen auf 68 Grad nördlicher Breite. Am seidigblauen Himmel schweben Wölkchen, und laue Luft fächelt von den Wollgrasbüscheln. Unsere kälteerprobte Polarkleidung bleibt im Rucksack. Trotz bescheidener Höhen – nur wenige Gipfel liegen über der Tausendmetermarke – ist die Szenerie alpin und auch die Höhendifferenzen lassen sich mit Alpenmaßstäben kalkulieren. Meist starten wir direkt am Meer. Berge und See liegen eng beieinander. Eine Welt aus Fjorden, Fjell und Fischen. Silberglanz liegt auf dem Wasser. Gelegentlich erreicht uns ein verwehter Mövenschrei. Das Donnern der Wasserfälle schluckt fast jeden Laut.

Ältestes Granitgebirge der Erde

Dreieinhalb Milliarden Jahre sind die Berge zwischen Nordkap und Polarkreis schon alt. Immer wieder erstaunt uns die hervorragende Felsqualität. Die Erklärung liegt in der langen Vergletscherung: Die Eiszeit hat die Erosion viele hunderttausend Jahre lang gestoppt. Wie ein goldenes Vlies wird das Meer vom Licht überzogen, als wir die Rorbuer – renovierte Fischerhütten aus der Blüte des Kabeljaufangs – beziehen. Grellbunt leuchten die Häuser von Henningsvaer im Abendlicht, während der mächtige Berg Vagakallen fast tausend Meter über uns kulminiert. Das „Matterhorn der Lofoten“ bildet ein gewaltiges Amphitheater.

Die eindrucksvolle Schiffahrt durch den nur 100 Meter breiten und zwei Kilometer langen Trollfjord im Raftsund, einer Symbiose aus Canyon und Dolomiten mit fast senkrecht aufragenden grauen Wänden, ist schon Erinnerung. Der 770 Meter hohe Skottinden auf Vestvagöya ist eine einzigartige Aussichtskanzel. So weit das Auge reicht Meer- und Bergwildnis. Knut Hamsun bezeichnete seine Heimat als „Segen der Erde“. Wir lernen zu verstehen.

Die Südlofoten mit ihren nadelspitzen Zinnen bestimmen den Horizont. Grell schallt das Kreischen der Seevögel herauf – die Unwirklichkeit der Nordlandberge. Wir waten durch Felder des purpurfarbenen Weideröschens. Auf den Fjellvidden wohnt die Stille. In allen Richtungen der Windrose schneiden tiefe Fjorde ins Gebirge. Die kühnsten Berge stehen auf der Insel Moskenesöya. Wie in einem dunklen Spiegel ruhen die Zinnen im ruhigen sattblauen Meer.

Den Abstieg nachts nutzen wir, um in einem Süßwasser-See zu baden und uns auf einer Blumenwiese zu trocknen. Der Bikini ist bei den Damen immer im Rucksack. Die Süßwassergumpen und auch die leuchtend hellen Sandstrände fangen das Rund-um-die-Uhr-Sonnenlicht ein und heizen es auf. „Des Nordlandsommers ewiger Tag“ nannte Knut Hamsun diese Jahreszeit, in der die Zeit stillsteht und man nicht ins Bett will. Die Lofoten mit der Adria zu vergleichen wäre übertrieben, aber wir planschen tatsächlich in der Nachbarschaft des Golfstroms bei Wassertemperaturen, die denen unserer bayerischen Seen im Sommer ähneln.

Wo Thor den Hammer schwang

… da zersplitterten die Felsen und die Lofoten entstanden. Der Göttervater schichtete sie auf, um eine bessere Aussicht zu den Fischschwärmen zu haben. So erzählt die germanische Sage. Die ersten Menschen siedelten hier schon vor 6000 Jahren. Bei Moskenesöya pulsiert der Moskenesstrom, ein durch Ebbe und Flut hervorgerufener extremer Gezeitenstrom, der Edgar Allen Poe zu einer Gruselgeschichte inspirierte. Und Friedrich Schiller zu seinem Gedicht, das wir alle in der Schule lernen mussten: Der Taucher.

Hier ist das Zentrum des Kabeljaufanges, die Menschen leben in einer Speisekammer. Weltweit wird der getrocknete Fisch als Delikatesse exportiert. 20 Millionen Tonnen werden von 2000 Fischern in den urwirtlichsten Monaten Januar bis April aus dem Eismeer gezogen. Die Bestände sind noch immer die reichsten im Polarmeer. Kabeljau heißt auch Dorsch und der hat eine Leber. Das weckt Kindheitsalbträume: Lebertran. Jedermann auf den Lofoten spricht vom Fisch – kaum jemand von den Bergen! Von den Straßen an der Narvikbucht kann man im Herbst die spielenden Orcas, die schwarz-weißen Killerwale, beobachten. Selbst abgelegene Fischersiedlungen haben im ölreichen Norwegen mitteleuropäischen Standard. Und doch scheint das Leben an ihnen vorbeigegangen zu sein.

Gottverlassen, wild, steil, kühn

Das Frühstücksbuffet gleicht einer von einem Heuschreckenschwarm heimgesuchten Plantage. Die Leere auf den Tellern ist erschreckend, denn ständig haben wir Hunger. Die tiefblauen Heidelbeeren und die gelben Multebeeren, die nur im skandinavischen Fjell wachsen, halten unseren Vitaminhaushalt im Pegel, sind jedoch auch ungeahnte Versuchungen auf jeder Tour und bringen manchen Zeitplan durcheinander.
Das Wetter hat sich auf Lofotenstandard eingependelt. Sonnenflecken fliegen über die aufgewühlte See, dunkle Wolkenbänke jagen heran und bleiben in den Bergen hängen, die in den Alpen eine Sensation wären und dort vielleicht wie die Giulia di Brenta zum „Welträtsel“ hochstilisiert würden.

Grell leuchten die farbigen Fischerhütten in der Abendsonne. Urgemütlich sitzen wir in einer Rorbuer, eine besondere Form der Biwakschachtel. Das Gezeter der Möven und das Glucksen der Wellen ist unser Radioersatz. Nachmittags wandern wir zur Stadt mit dem ultrakurzen Namen A. Es ist ein hübsches Dorf, ein lebendes Museum. Der Ort liegt vor den Westwinden geschützt „hinter den Bergen“. Hier enden alle Straßen, es geht nur noch per Schiff weiter. Das Ortsschild ist fest verschweißt, immer wieder wird es von Souvenierjägern geklaut.

Von Norden haben wir die Lofoten, die Schoßkinder des Golfstroms, „aufgerollt“. Wie Perlen an einer Schnur sind die Inseln aufgereiht. Wir stehen am südlichsten Punkt der Insel Moskenesöya. Hier steilen die eindrucksvollsten Gipfel des Archipels auf. Wir sind am Ende unserer Reise – und am Ziel aller Wünsche. Aus Dunst und Wolkengrau treten Türme und Spitzen heraus. Wir nehmen mit Wehmut Abschied von den Trauminseln mit den Traumbergen, vom sonnendurchfluteten Wasser, von einsamen Gipfeln und von ihren wortkargen Menschen. Sturm peitscht die See, der Herbst ist da.

== Information ==

TW-Empfehlung:

Die Berge bieten Rekordjägern und Höhenbergsteigern kein befriedigendes Terrain, denn die Gipfel überschreiten die Tausendermarke selten. Der natursensible Wanderer und Bergsteiger, der weg will von roten Farbklecksen an den Wegen, vorbestellten Matratzenlagern und überfüllten Hütten, der selbst denken will – dieser Bergsteiger kann auf den Lofoten einen Höhepunkt in seiner „Karriere“ erleben.

Kondition:

Die Höhenunterschiede sind, da die Ausgangspunkte fast immer auf Meeresniveau liegen, erstaunlich groß und oft anstrengend. Sie haben eine gute körperliche Verfassung und können täglich 6 bis 8 Stunden in oft weglosem Gelände mit Tagesrucksack wandern. Trittsicherheit und leichtes Klettern sind manchmal notwendig. Schwindelfreiheit ist auf den beschriebenen Toren nur am Skottinden gefragt. Wer sich die wirklich wichtige Orientierungsfähigkeit nicht zutraut wendet sich an einen Reiseveranstalter (siehe dort). Das Wetter kann schnell umschlagen! Es ist keine Schande, sich den Organisationskram vom Hals zu schaffen und sich voll auf das Bergsteigen zu konzentrieren.

Allgemeines:

Die norwegischen Lofoten sind ein warmes Gebirge im Eismeer und werden von 5 Hauptinseln und 5 kleineren Eilanden gebildet. Der Luchsfuß, ist ein Juwel arktischer Natur in mildester und wildester Form. Vom Golfstrom verwöhnt und mit einem erstaunlichen Klima durch diese „Heizung“ gesegnet, setzen die Berge meist unmittelbar am Meer an und bilden eine spektakuläre Szenerie. Völlig ungewohnt: Weniger die Tageszeit bestimmt den Rhythmus, in den Sommermonaten herrscht Licht rund um die Uhr. Nur das Wetter, das zwischen garstig und paradiesisch alle Spielarten bietet, dominiert die Touren. Zum Bergsteigen und Wandern zu empfehlen sind wegen des spektakulären Lichts durchaus die Nachtstunden. Es ist ein phantastisches Erlebnis, in der Mitternachtssonne auf einem Gipfel zu sitzen. Die Filme für die heißlaufende Kamera sind immer zu wenige. „Pack die Badehose ein….“ Die Chancen, dass diese nass wird und in der Sonne trocknet, sind ungewöhnlich gut.

Anreise:

Am preiswertesten mit dem eigenen Wagen nach Narvik und dann auf guten Straßen über die Inseln nach Süden. Oder Fähre von Bodö nach Leknes oder Moskenes. Die berühmte Hurtigruten läuft die Lofoten an, z.B. in Svalvaer. Flug via Stockholm oder Oslo nach Evenes nahe Narvik. Leihwagen problemlos in Evenes oder allen größeren Orten. Identitätskarte ausreichend.

Reisezeit:

Juni/Juli/August. Mitternachtssonne von Ende Mai bis Mitte Juli. In den dunklen Nächten Aurora Borealis, das Nordlicht.

Impfungen:

Keine speziellen Impfungen erforderlich, Tetanusschutz wird empfohlen. Die medizinische Versorgung in den Orten hat einen hohen Standard.

Sicherheit:

Die Überdeckung der Mobilfunknetze sind erstaunlich gut, von den Gipfeln meist problemlos. Die Notfallnummer (Polizei) ist 112, medizinische Nothilfe 113. Es gibt keine Bergwacht, also keine organisierte Bergrettung. Fast jeder auf den Inseln spricht Englisch. Der Lofoten Turlag, eine „Unterabteilung“ des DNT, ist klein, die Mitglieder sind sehr kompetent und im Wandern erfahren.

Ausrüstung:

Wie bei Hochgebirgswanderungen in den Alpen. Gamaschen wegen nassem Pflanzenwuchs vorteilhaft. Einen erfahrenen Bergsteiger erkennt man bekanntlich am Regenschirm. Unbedingt Karten, Bussole und Höhenmesser, mit denen man auch umgehen können muss!

Insider-Tipps:

In Borg nahe Leknes hat ein einzigartiges Wikingermuseum seine Pforten geöffnet. Hier wurde das größte Normannengebäude und zahllose Gegenstände gefunden. Die Lofoten waren ein Machtzentrum jener Zeit, von hier aus wurden die legendären Seereisen der Wikinger gestartet.

Der öffentliche Busverkehr ist gut. Die Inseln sind meist mit Brücken verbunden, einige Male auch mit Autofähren (in der Sommersaison Wartezeiten möglich). Die Orte sind mit regelmäßigen Fährschiffen erreichbar. Charterschiffe in den größeren Orten, z.B. Svolvaer.

Auf den Inseln gibt es nur drei (?) Berghütten, nur eine hat bei den beschriebenen Touren eine Bedeutung: die Munkebu-Hütte, um den Hermannsdalstinden zu besteigen. Sehr ordentlich, mit Feuerholz, Kocher; liebevoll und sauber. Sonst übernachtet man preiswert und stilvoll in Rorbuern, urgemütlich restaurierten ehemalige Fischerhütten, die häufig in Meernähe und nahe der Orte zu finden sind. Sie sind ein Erlebnis.

100 Norwegische Kronen (NOK) entsprechen etwa DM 25. Das Preisniveau ist mitteleuropäisch.

Auskünfte geben die Fremdenverkehrsämter in Svalvaer, Telefon +47-76073000; Leknes +47-76081818 (nur Juni bis August); Sorvagen +47-76091599 und Lofoten Turlag, Boks 90, N-8370 Leknes/Lofoten.

Literatur:

Interessant für Geschichte und Landschaft: Die Geschichte der Lofoten – ein Wegbegleiter; Die öffentlichen Museen auf den Lofoten. Lofoten 1996;

Wanderführer mit Schwierigkeitseinteilungen in Norwegisch: Velkommen til storslagne Lofoten. Lofoten Turlag. Leknes (?); hervorragender Kletter- und Wanderführer in Englisch vom Amerikaner Ed Webster: Climbing in the Magic Islands. A Climbing & Hiking Guidebook to The Lofoten Islands of Norway. Henningsvaer 1994.

Karten:

Straßenkarte 1:250 000, Statens vegvesen, Vegkart Norge. Alle anderen empfohlenen Karten von Statens Kartverk Norland. Die meisten dieser Blätter enthalten Wanderrouten, die allerdings sehr unkomplett sind und manchmal nicht stimmen. Eine eingezeichnete Wanderroute muss nicht gleichbedeutend mit Markierungen oder Wegen sein! Die Karten enthalten auf den Rückseiten meist Informationen über die Lofoten, die Geschichte, Sehenswürdigkeiten und Orte. Die dramatische Topographie ist gut wiedergegeben. Zu erhalten bei Geobuchhandlung München, Telefon 089-265030; Nordis-Verlag, Essen, Telefon 0201-872290. Übersichtskarte Lofoten, Turistkart 1:150 000; Lödingen Kommune 1:60 000 (Vesteralen); Vagan Kommune 1:50 000; Vestvagöy Kommune 1:50 000; Vest-Lofoten 1:50 000.

Veranstalter:

Ein für bergsteigerisch orientierte Wanderer zugeschnittenes Programm bietet der DAV Summit Club GmbH als unseres Wissens einziger deutschsprachiger Veranstalter an (Am Perlacher Forst 186, 81545 München, Tel. 089-64240-0, Fax 089-64240-100). Wer im fantastischen Granit klettern will: Nord Norsk Klatreskole in Henningsvaer auf der Insel Austvagöya, Ansprechpartner Thorbjörn Enevold (spricht Englisch), Telefon +47-76074911.

 

== Lofotentrekking konkret ==

Beschrieben wird eine Reise von Nord nach Süd, also etwa von Narvik/Evenes bis A, so dass fast alle Inseln besucht werden und Sie einen repräsentativen Überblick über die Bergwelt der Lofoten erhalten.

Tour 1: Ytterstad Fjellet (446 m) auf den Vesteralen

Höhenunterschied: 500 m Auf- und Abstieg. Zeit: 3 Std.

Genau gesehen, noch nicht auf den Lofoten, sondern auf der nördlicher gelegenen Inselgruppe, die man von Narvik aus erreicht. Ausgangspunkt vom Weiler Ytterstad. Südlich die wunderschöne Rorbuer-Siedlung Offersoya. Im ersten Drittel Wikingerruinen, die einmal am Meer standen, das jetzt 50 HM tiefer wogt. Leichte Wanderung. Nahe Lödingen, dem Zentrum der Walfanggeschichte (Walkanonen). Rot markiert. Aufstieg Richtung Nord, Abstieg auf gleichem Weg. Wunderbare Aussicht bis zum Festland. In der Bucht nach Osten sind manchmal Killerwale (Orcas) zu sehen, die im Herbst in die Bucht nach Narvik schwimmen. Vom Gipfel erscheinen die beeindruckenden Berge des Festlandes als schwarze Mauer.

Tour 2: Pass Arsteinskardet (ca. 300 m) auf der Insel Hinnöya

Höhenunterschied: 300 m Auf- und Abstieg. Zeit: 5 Std.

Von der Stadt Svolvaer auf der Insel Austvagöa sollten Sie mit dem Fährschiff oder Touristenboot durch den phantastischen Trollfjord fahren, der Sie in Staunen versetzt. Steil, sehr steil, sind die Wände, durch die das Boot tuckert. Vom Ort Hinnöya auf der gleichnamigen Insel wandern Sie auf einer Piste nach Pundsletta. Dann nach Südwesten auf Pfadspuren über den Pass Arsteinskardet durch ein Blumen- und Wiesenparadies – das Sie respektieren! Der weiße Sandstrand beim Dorf Arsteinen, an dem Sie das Schiff wieder erreichen, lädt zum Baden ein. Über der Bucht blinken die weißen Schneerinnen der höheren Lofotenberge.

Tour 3: Glamtindan (ca. 500 m) auf der Insel Austvagöya

Höhenunterschied: 500 m Auf- und Abstieg. Zeit: 4 Std.

Ausgangspunkt ist der Beginn der alten Passstrasse beim Rorviko-See, wo die Straße nach Süden Richtung Henningsvaer abzweigt (Südwestteil der Insel). Nach einer anregenden Wanderung über einen gut erkennbaren Steig in leichter Kletterei (I) auf den Gipfel. Es kann ein völlig neues Erlebnis sein, zur Geisterstunde auf einem Berg zu sitzen, die Sonnencreme aufzutragen (die Mitternachtssonne macht's nötig) und die Beine über einem 400-Meter Abgrund baumeln zu lassen: Eine eindrucksvolle Granitwand fällt zum Kallestranden ab. Das Wasser dort ist durch den weißen Sand und die Rund-um-die-Uhr-Sonne aufgeheizt.

Tour 4: Smatindan (640 m) auf der Insel Austvagöya

Höhenunterschied: 700 m Auf- und Abstieg. Zeit: 6 Std.

Ausgangspunkt ist Olderfjorden (Südseite des Fjords bei Litlhaugen) im Westen der Insel. Im Finnmarkdalen waten Sie durch hüfthohe Farne zum Gipfel des Smatindan-Südgipfel. Als Abstieg empfiehlt sich die Gratüberschreitung via Jordtinden über den Westrücken zurück zum Start. Anstrengend. Gute Orientierung notwendig.

Tour 5: Skottinden (671 m) auf der Insel Vestvagöya

Höhenunterschied: 700 m Auf- und Abstieg. Zeit: 5 Std.

Traumtour für Fähige auf einen kühnen Gipfel. Im Südwestteil der Insel liegt der Ort Gravdal. Auf teils schlechter Straße erst nach West, dann Süd, am Meer entlang, vorbei am Weiler Vitting bis die Piste endet. Hier beginnt ein spärlich rot markierter Steig. Steil, anstrengend, Trittsicherheit unbedingt erforderlich. Am Gipfelaufbau ausgesetzte kühne Kletterei (I, eine Stelle II). Eine unglaubliche Aussichtsloge: Die Südlofoten liegen Ihnen auf diesem formschönen Gipfel zu Füßen. Abstieg auf dem Anstiegsweg.

Tour 6: Mosestindan (769 m) auf Flagstadöya

Höhenunterschied: 800 m Auf- und Abstieg. Zeit: 5 Std.

Wieder eine Aussichtsloge par excellence. Ausgangspunkt ist Nusfjord, ein Fischerdorf, das unter dem Schutz der Unesco steht. Anfangs deutlicher Steig, teils beschildert. In der Gipfelzone weglos. Anstrengend. Wegloser Abstieg nach Südosten zur Bucht Kvalkeila. Am Meer treffen Sie auf einen bequemen und markierten Weg (2 versicherte Kletterstellen), der nach Nusfjord zurück führt.

Tour 7: Umrundung des Maltinden auf der Insel Moskenesöya

Höhenunterschied: 500 m Auf- und Abstieg. Zeit: 5 Std.

Heute verzichten Sie auf Höhenbergsteigen und lernen dafür die widersprüchliche Natur der Lofoten kennen – vor allem die Westseite der Inseln, an denen der Atlantik ungebremst anbrandet. Eine Stelle ist mit Seilen und Ketten versichert, der Rest auf Pfadspuren leicht. Großartiges Meer-Berg-Ambiente. Der kilometerlange Sandstrand in der Kvalvika-Bucht wäre am Mittelmeer eine Sensation. Sie lauschen der donnernden Brandung, und den Kopf biegt es Ihnen wegen der schwarzen Felsen des Maltinden in den Nacken. Ausgangspunkt ein Parkplatz ca. 500 m südlich des Weilers Bergland im Ostteil der Insel. Nach Nordwest unter dem Torsfjordtinden vorbei zur erwähnten Bucht. An dieser (alte Wikingerruinen) im Bogen nach Südosten am Agolvatnet vorbei zurück zur Straße bei Marka und dieser bis zum Auto folgen.

Tour 8: Hermannsdalstinden (1029 m) auf der Insel Moskenesöya

Höhenunterschied: mindestens 1200 m Auf- und Abstieg, bei der empfohlenen Überschreitung plus 300 HM. Zeit: 2 Tage, 12-14 Std.

Einer der höchsten Berge der Inseln – anstrengend, lang und alpin! Großartige Landschaft. Trittsicherheit, Ausdauer und Orientierungsvermögen unerlässlich. Von Sörvagen am mittleren Ostteil der Insel auf markiertem Weg nach Norden in 2,5 Std zur unbewirtschafteten Hütte Munkebu unter dem Munkan (775 m). Übernachtung in der unbewirtschaften Hütte empfohlen. Von hier in einer Stunde auf den Munkan. Am nächsten Tag westlich, dann nördlich auf den höchsten Punkt. Die Aussicht reicht „bis Grönland“. Abstieg zur Hütte auf dem Anstiegsweg (hin und zurück 6 Std). Empfohlen für den Rückweg nach Sörvagen ist die leichte aber sehr aussichtsreiche Überschreitung der Gipfel Djupfjordheia (510 m), Merraflestinden (ca 535 m), Kjölen (478 m), Kolfjellet (510 m).

 

© 2000, AlpOnline


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