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MICHAEL VOGELEY

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Skispuren und Hundedreck auf Baffin Island

Von Michael Vogeley für AlpOnline

Baffin Island ist Synonym für eine der letzten Wildnisse dieser Erde. Berge, Gletscher, Tundra und Meer formen eine beeindruckende Urnatur. Die sensationellen Berge im Auyuittuq Gebirge am Polarkreis sind bei Kletterern weltberühmt und bei wenigen Skialpinisten bekannt. Sie gehören zu den eindrucksvollsten Formationen des Erdballs. Die „National Park Reserve“ ist ein von den Kanadiern gehütetes Kleinod. Die fünftgrößte Insel der Erde, fünfmal so groß wie England, ist von nur 11.000 Menschen „besiedelt“, die sich auf einige wenige Dörfer und die Stadt Iqaluit zentrieren. Die Wildnis beginnt nur wenige Meter dahinter.

Der großartige Park hat eine spektakuläre Berglandschaft, in der selbst Patagoniens kühne Berge zur Normalität verblassen. Der 100 Kilometer lange Pangnirtung Pass, auf inuktitut, der Sprache der Eskimo akshayuk genannt, ist ein alter Eskimo-Trail, der durch das kühne Gebirge führt. Er ist ein strammes Skiziel. Das enge Tal wird von gewaltigen Bergformationen begrenzt, deren Steilwände zu den höchsten und fantastischsten der Erde gehören: Mt. Thor, Mt. Asgaard, Mt. Loki, Mt. Sigurd – die Namen sind der Wikinger-Historie entlehnt. Die Berge formen das größte Granitgebirge des Globus nach dem Karakorum. Eine Skidurchquerung in Begleitung eines Hundeschlitten hat zwei dramatische Themen: die arktische Bergwildnis und die Inuit, das lebenstüchtigste Volk dieser Erde.

Im Winter ist der Pangnirtung Pass ein Idealziel mit Expeditionscharakter für Skitourengeher und führt zu den Höhepunkten und eindrucksvollsten Berggestalten dieses fantastischen Granitgebirges. Durch die strengen klimatischen Verhältnissen lappen die Gletscher bis in den Talboden, die Route ist jedoch eisfrei. Die Berge sind kaum über 2 000 Meter hoch, trotzdem sind sie stark vergletschert und bilden mit der Penny Icecap eine der größten Inlandeismassen der nördlichen Erdhalbkugel.

Die Durchquerung des mächtigen Gebirges beginnt auf Meeresniveau und kulminiert auf der Passhöhe in nur 500 Metern Höhe. Für Höhenbergsteiger kein Ziel, für jemanden jedoch, dem Wldnis und Natur in einer grandiosen Bergwelt viel bedeuten, kann diese Skidurchquerung ein Höhepunkt im Leben werden.

Der Polarkreis durchschneidet den Akshayuk Pass. Der Skitrip mit Hundeschlitten ist ein expeditionsähnliches Unternehmung, die erstmals von einer siebenköpfigen Gruppe des DAV Summit Club unter Leitung von Michael Vogeley in dieser Form durchgeführt wurde. Beste Zeit ist von Ende März bis Ende April; früher ist es zu kalt, später im Jahr kann es Probleme mit dem Schmelzwasser geben.

Mit dem Wetter, das von „hervorragend“ bis „miserabel“ alle Spielarten bietet, ist nicht zu spaßen. Der Pass kanalisiert die Westwinde zu einer Düse. Blizzards mit Windgeschwindigkeiten um 100 km/h sind keine Seltenheit. Hypothermia und Chill-Faktor sind zu beachten. Das Klima ist kälter als in Grönland! Ende März muss man durchaus mit -30 Grad Celsius rechnen. Die Niederschläge im Winter sind gering. An schönen Tagen ist die Urnatur unübertrefflich.

„Wir haben kein Wort in unserer Sprache, das ‚Wildnis‘ bedeutet. Überall, wo wir hingehen, ist unser Zuhause.“ (Georg Barnaby, Inuk)

Tunik time

Es ist Mitte April. In Montreal schneit es, und es herrscht das übliche spätwinterliche Schmuddelwetter. Wir – das sind sieben Männer zwischen 30 und 68 – und Inge, unsere einzige Frau – sind froh, die triste Metropole zu verlassen, und erhoffen statt Schneeregen klares, kaltes Weiß. Nach drei Stunden Flug über endloses Packeis landet der Jet bei prächtigem Wetter in Iqaluit. Es ist tiefer Winter, das Thermometer ist auf -20 Grad Celsius gefallen. Skidoos brausen durch die Straßen der „Hauptstadt“ der Region. Baffin, das etwa die Größe Westeuropas hat und gerade 11.000 Einwohner beherbergt, ist für mitteleuropäisches Denken unvorstellbar menschenleer. Es ist Tunik time, ein Frühlingsfest, das alljährlich gefeiert wird. Abends geht es in der Stadthalle zur Sache, und eine einheimische Band heizt mit der typischen Musik der Gegend, einer Mischung aus Shanty, Waltz und Inuit-Klängen, den Tanzenden ein. Die Atmosphäre scheint einem winterlichen Wildwestfilm entsprungen, der die Zeit der Siedler vor 100 Jahren beschreibt.

Als wir aus der Halle treten, verblassen die Lichter der Stadt unter einem grün-gelben Leuchtfeuer. Garben aus Licht fallen zur Erde, zarte Schleier wabern über den Winterhimmel, wirbeln empor, wechseln von Rosa auf Violett und Tiefgrün: Aurora Borealis, das Nordlicht, fegt in glühenden Vorhängen über den schwarz-dunklen Himmel: bunter Arktiszauber. „Arsarnerit“, Ballspiel, nennen es die Inuit. Da oben spielen die Toten Fußball mit Walrossschädeln.

Ausrüstungscheck und Trainingstour

Dem chinesischen Hotelmanager, den es in die Hohe Arktis verschlagen hat, ist das klomplexe Wechselspiel elektrischer Teilchen zwischen der polaren Magnetosphäre und dem Sonnenkosmos egal, aber er ist voller Verständnis für unsere irdischen Sorgen und überlässt uns vormittags den Speisesaal, um unsere Ausrüstung vorzubereiten, die Rationen zu verteilen, die Felle zu optimieren und die Ski zu entwachsen, damit der Kleber auch bei großer Kälte hält. Wir liegen Probe in den Zelten.

Nachmittags steigen wir hinab zum nahen Meer und machen eine Testtour mit unseren Spezialstiefeln und den nordpolerprobten Kunststoffbindungen auf dem rauhen Meereis. Anschließend gilt es hier ein Stück Ausrüstung zu richten, dort umzupacken oder die Rucksäcke optimal einzustellen.

Abends erleben wir in der überheizten Halle der Gemeindeschule eine High Arctic-Modenschau. Inuit-Kleidung aus den alten, erprobten Materialien – Kariboufelle, Seehundhäute und „polar bear skins“ – werden von hübschen jungen Mädchen, drallen Matronen und zahnluckerten Hundeschlittenführern vorgeführt. Ein Heidenspaß, aber auch ein eindrucksvolles Erlebnis: Tradition wird im kommenden Eskimostaat nunavut hochgehalten, der erst 1999 innerhalb Kanadas entstanden ist.

Jägerdorf Broughton

Es ist klirrend kalt, und eisiger Nebel liegt über dem Meer, als die Turboprop auf die Schotterpiste des kleinen Dorfes an der Davis Strait kracht. Das Eismeer ist nur wenige Meter entfernt, und das gefrorene Wasser entfaltet jenen Zauber, der Menschen sprachlos werden lässt: Zementierte Eisberge sind Monumente im Packeis. Das ist eine Sicht der Dinge. Die andere kann auch sein, dass wir hier „am Arsch der Welt“ sind. Innerhalb einer Stunden wurden wir in ein archaisches Zeitalter geliftet. Was ist das gegen die Inuit, die in wenigen Genarationen aus der Steinzeit ins Heute katapultiert wurden – ein Zeitsprung, dem man noch immer hinterher hinkt.

Nur wenig haben wir bei dem Flug über Auyuittuq von den Bergen gesehen. Sie waren in Nebel gehüllt. Der Abschied von Iqaluit fiel nicht leicht. Als Höhepunkt des Tunik-Festivals war ein Igloo-Wettbewerb ausgeschrieben. Der Schnellste, ein wettergegerbter Inuk, schaffte es in 40 Minuten, ein stabiles Schneebiwak herzustellen. Hier in Broughton Island beherrschen die meisten Jäger die Kunst des Schneehausbaus; denn auf den oft wochenlangen Jagdreisen zieht ein Inuk das eisige „Atomei“ jedem Zelt vor. Es wärmt besser, als jedes High-Tech-Zelt

Das kleine Dorf wird in der „Eiszeit“ – zehn Monate im Jahr ist die Insel von Packeis umschlossen – ausschließlich von Flugzeugen versorgt. Nur die Jäger bringen Robben, Karibous, Fische und Eisbären von der Pirsch ins Dorf. Die Inuit – das bedeutet Mensch, und so bezeichnen sich die Ureinwohner der Arktis – sind perfekte „horizontale Alpinisten“ und beherrschen nicht nur ihr blutiges Handwerk, sondern sind der ungestümen Natur angepasst, wie dies ein Bergsteiger in einem langen Leben kaum erlernen kann. Häute sind an den Hauswänden angenagelt und gerben in der kalten Arktisluft.

Der Fänger Stevie, der unsere Skitour über den Pangnirtung Pass begleiten will, lebt in einem Holzhaus, dessen überheizte Wohnstube an kleinbürgerliche deutsche Verhältnisse erinnert. Im Gegensatz zu den meisten Inuit-Behausungen ist das Haus sauber, adrett und fast gemütlich. Ein bonbonbunter Öldruck mit Jesus hängt neben einem Pinup-Girl aus dem Playboy.Wir verabreden uns für den nächsten Morgen. Im nahen Supermarkt kaufen wir für die Kocher Naphta, gereinigtes Benzin, das im Gewichts-/Leistungs-Verhältnis die besten Werte erreicht. Nochmals testen wir die Brenner, die für jede Arktisexpedition ein Schlüssel sind.

Die Stimmung der Gruppe wechselt zwischen Respekt vor der eiskalten Realität und dem Arktis-Virus, der sich einzuschleichen beginnt. Hinter dem winzigen Dorf in einer weißen Unendlichkeit ahnen wir die Natur: Freiheit ohne Grenzen, Bergsteigerland ohne Limit. Vier Monate im Jahr gibt es hier totale Finsternis, wenn der Winter das Dorf in seinen Fesseln hält. Jetzt – der Frühling steht Ende April vor der Tür – ist das Dorf im Aufbruch. Das Packeis verschwindet im Juli.

Beim Park Warden melde ich unsere Gruppe an, bezahle die Gebühr, die „im nächsten Jahr“ entfallen soll, und lasse mir die Funkfrequenzen geben. Damit sind wir bereit, das Abenteuer der „ersten Skidurchquerung des Auyuittuq mit Hundeschlitten“ zu wagen.

Über das Meer zum Start

Stevies Sohn lässt den Motor seines Snowmobils aufheulen und rumpelt über das unebene Meereis des North Pangnirtung Fjord. Wir sitzen im Schlitten dahinter und nehmen gelassen die Rüttelmaschine in Kauf. Besser durchgeschüttelt zu werden, als 70 Kilometer und zwei Tage per Ski zum Start zu laufen. Stundenlang fahren wir in die Sonne, lassen das eisige Land auf uns wirken und genießen den arktischen Traum rund um uns. Obwohl hier Eisbärenland ist, sehen wir das größte Landraubtier der Welt nicht. Stevie folgt mit leichtem Hundeschlitten und ist kaum langsamer als wir. Am Ende des Fjords sehen wir da, wo der Owl River im Sommer in breiten Mäandern ins Meer fließt und das Meer glatt wie ein Laken ist, einen kleinen orangefarbenen Fleck: Die North Pangnirtung Hut. Im Park bietet sich an, nahe der Emergency Shelters, die im Abstand von zwölf bis 20 Kilometer entlang der gesamten Route zu finden sind, zu biwakieren. Das Übernachten ist in ihnen nicht erlaubt. Sie sind – wie der Name sagt – für den Notfall gedacht. Toleriert wird, dass man in den Hütten kocht. Durch das unberechenbare Wetter ist es unklug, sich darauf zu verlassen, die Biwaks zu erreichen.

Der Wind frischt auf. Innerhalb einer Stunde tobt um uns ein Blizzard, der ungehemmt durch die Düse des Passes fegt und eisige Schneefahnen mit sich treibt. Selbst im Windschutz eines großen Felsblockes haben wir erhebliche Mühe, die Zelte aufzustellen. Der Chillfaktor macht uns bei den 25 Minusgraden und den geschätzten 80 Stundenkilometer Wind zu schaffen. Die Chillformel berechnet das Zusammenspiel von Wind und Minustemperaturen und besagt, dass die subjektiv empfundene Temperatur momentan bei etwa -65 Grad Celsius liegt. Der Sturm kriecht in jede Lücke, bläst durch die Reißverschlüsse und staubt Schnee ins Gesicht, der erst schmilzt und dann sofort gefriert. Das sind Verhältnisse, bei denen die Arktis nicht mit sich spaßen lässt.

Es ist fast Mitternacht und noch immer taghell, als unsere flatternden gelben Zelte ruhiger werden und sich zarte Schleier aus dem Winterhimmel lösen. Wir atmen auf, denn die Wolken verziehen sich, und wir ahnen, dass wir morgen schönes Wetter haben werden. Stevie versucht, draußen auf dem Meer ein Loch ins Eis zu pickeln, um zu angeln. Er scheitert nach etwa eineinhalb Metern am dicken Eis.

Wir sind in Autonomie. Die Skidoos sind nach Broughton zurückgekehrt. Vor uns liegt eine 100 Kilometer lange Ski-Exkursion, die wir zu Fuß und mit Hundeschlitten auf einem uralten Eskimo-Trail nachvollziehen wollen.

18 Kilometer sind es bis zur Owl River Hut

Bei diesem strahlenden Apriltag giibt es keine Bedenken mehr – die Sonne verspricht perfektes Skitourenwetter. Die Hunde aalen sich vor dem Schlitten, und beim Einschirren des Gespannes gibt es die ersten Scharmützel. Ein amouröses Abenteuer erreicht seinen fleischlichen Höhepunkt, ohne erkennbaren Verdruss des Nebenhundes.Stevie schafft mit undemokratischer aber effektiver Justiz, unterstützt von handfester Pädagogik, Ordnung in der Reihe.

Mit ihren Hunden verbindet die Inuit eine unsentimentale Beziehung. Während der ersten vier Monate werden die Welpen sorgsam aufgezogen und sogar für die Kinder zum Spielen mit ins Haus genommen. Danach leben sie nur noch im Freien und müssen sich ihr Futter im Schlittengespann hart erarbeiten. Mit sieben Monaten kommen die tauglichen Hunde ins Geschirr – schwache oder renitente Tiere werden getötet – , das sie ihr Leben lang nicht mehr ablegen. Selten werden sie älter als sieben bis zehn Jahre. Wenn ihre Lungen rasseln und durch die jahrelanger Hetzerei vor den Schlitten in der eiskalte Luft verbraucht sind, werden sie erwürgt, und ihr Fell ergibt den begehrten Kapuzenrand der Anoraks mit den seidenweichen Haaren. Es ist hier ein hartes Land. Das Gespann aus zwölf Hunden ist Stevies ganzer Stolz und sein wertvollster Besitz.

Wir kleben die Felle auf die Laufflächen der Telemark-Ski, die wir entwachst haben, da der Kleber in der Kälte sonst Probleme machen könnte. Unsere Füße stecken in weichen, moonbootartigen hohen Stiefeln, die von kanadischen musher – das sind Hundeschlittenführer – für extreme Minustemperaturen entwickelt wurden, und laufen hinein in einen strahlenden Sonnentag. Wir lassen die roten Granitwände mit den feinen, unbegangenen Kletterlinien auf uns einwirken und schieben unsere Ski durch leicht gewelltes Gelände flussaufwärts. Die wippende Last im Kreuz ist der Rucksack. Die Gegend wird kolossal. Hier ist noch völliges Kletterneuland. Die großen Wände im Auyuittuq sind begangen. Wegen der leichteren Logistik ist jedoch der Westteil des Parks mit seinen atemberaubenden Berggestalten das „Zentrum“ des Klettergeschehens. Hier, im Osten, stehen noch Dutzende jungfräulicher Wände aus feinstem Granit.

Das schöne Wetter vermittelt die Atmosphäre freundlicher Winterarktis. Wir scherzen, genießen die Urlandschaft um uns und lassen uns von Stevies Schlitten überholen. Zwölf perfekt geschwungene Hundeschwänze bezeugen, das der „Motor auf allen Zylindern läuft“. Und wir rümpfen auch nicht die Nase über die „Auspuffgase“. Das Gespann verschwindet als Punkt hinter einer Bodenwelle. Stevie kann die halbwilden Huskies nicht halten. Sie würden verrückt, wenn sie unser langsames Tempo und unseren Rhythmus – eine Stunde gehen, zehn Minuten Rast – nachvollziehen müssten. Und sie würden sich jederzeit für ihn tot laufen.

Voll des Erlebens und beeindruckt von den imposanten Bergen um uns, fallen wir nach sieben Stunden in die orangefarbene Hütte ein. Stevies Hunde liegen an einer Kette davor, die er mit Eisschrauben auf einem See fixiert hat. Sie nehmen nur milde Kenntnis von uns. Der Benzinkocher schnurrt, und wir freuen uns über den heißen Mineraldrink. Die Hütten sind nur für den Notfall gedacht, auch wir benutzen sie nicht zum Schlafen. Sie stellen für eine Gruppe wie uns – sieben Menschen – ein ideales „Kochzelt“ dar. Das wird von der Parkverwaltung toleriert. Der verhaltene Stevie taut auf. Wir qalunaat, Weiße, haben seinen Respekt gefunden.

Orientierungsprobleme und porentiefe Reinheit

Wir erwachen an einem trüben Tag, buddeln die Zelte aus und suchen die Hunde, die sich vom Triebschnee haben zuwehen lassen. Den Schwanz über die Schnauze gelegt, hat ihr Atem Hohlräume gebildet, während sie unter einem Schneehügel verschwunden sind. Einer nach dem anderen taucht auf, durchbricht den Schnee, schüttelt sich und ist voller Drang, endlich laufen zu dürfen. Stevie hackt mit einer großen Axt aus der gefrorenen, fetten Robbe, die auf den Schlitten gebunden ist, zwölf kiloschwere Fleischbatzen herunter und wirft die Tiefkühlkost den Tieren zu. Sofort beginnt eine wüste Rauferei, die Stevie mit der langen Peitsche in Ordnung bringt. Ohne Kauen wird das gefrorene Fleisch hinuntergewürgt.

Auyuittuq hat im Winter geringe Niederschläge. Doch droben fließen die ewigen Gletscher der Penny Ice Cap, einer der größten Inlandeismassen der nördlichen Hemisphäre, in die Täler. Das Eis blinkt wie eine Schatzkammer. Der wenige Talschnee wird vom Wind ins Lee verblasen. Wir entscheiden, über die verkrustete Schneedecke des Flusslaufs zu gehen und tragen die Ski. Die June Valley Hut soll nach der Tourenbeschreibung nur neun Kilometer entfernt sein. Doch da gibt es einen Umrechnungsfehler aus der Meilendistanz. Es werden 15.

Wir spuren in eine gigantische Bergwelt. Das Tal wird enger, die Wände werden steiler. Hier ist viel Neuland, das in einem „Hustenreiz der Erdgeschichte“ eruptiert wurde. Kletterer bevorzugen der leichteren Lokistik wegen den Ausgang Pangnirtung. Eine Möglichkeit, den unberührten Ostteil des Gebirges zu erkunden wäre, schon im Winter mit Schlitten Materialdepots anzulegen und im Sommer diese wahnsinnigen Granitwände zu berennen. Kletterlinien werden durch den feinen Triebschnee, der sich auf den Bändern des kompakten Granits niederlegt, visualisiert. Wir sind begeistert und schmieden kühne Routenpläne.

Es wird kühler, windiger und unsichtiger. Trotzdem finden wir die kleine Behausung auf Anhieb und beschließen nach kurzer Diskussion weiterzugehen. Es sind nochmals 16 Kilometer zur Glacier Lake Hut. Unsere Kondition ist gut, unsere Beine sind noch fit, und das Wetter ist erträglich. 30 Kilometer bedeuten zwar elf bis zwölf Tourenstunden, aber keiner von uns ist müde. Jeder Schritt und Tritt in dieser polaren Wildnis schenkt uns das Gefühl, als einzige Menschen auf Erden zu wandeln. Wir spuren durch eine Natur mit urzeitlicher Kraft und Anmutung, sozusagen porentief rein.

Stevies Schlitten fetzt vorbei und verschwindet im aufkommenden Nebel. Wir schnallen die Ski wieder an; denn der Wind hat hinter einem Pass Schnee verfrachtet. Später schleichen wir über Blankeis, das von einem Flussdelta und einem Seensystem gebildet wird. Immer wieder vergleiche ich die Karte mit der Realität, was wegen der groben Linien und schlechten Sicht schwierig ist. In der Hauptrichtung kann man sich nicht „verhauen“, im Detail liegt das Problem. Wo finden wir in diesem chaotischen Weiß den kleinen Punkt der Hütte? Der Sturm weht die Wärme von den Körpern, obwohl wir alles angezogen haben, was unsere Rucksäcke hergeben. Unsere Zelte sind auf Stevies Schlitten, und er ist schon weit vor uns. Eine Nacht im Biwaksack wäre bei diesen Temperaturen und dem scharfen Wind nicht förderlich, unsere Begeisterung für die bisher erlebte Arktis zu steigern.

Wir gehen nicht mehr hinter- sondern nebeneinander, um die kleinste Spur, die Stevies Hunde und die Kufen seines Schlittens im harten Triebschnee oder auf dem glasigen Eis hinterlassen haben, zu verfolgen,. Finden wir sie, setzen unseren Weg in dieser Richtung fort. Verlieren wir die Spur, suchen wir seitlich, spuren zurück… Wir sehen nicht einmal mehr den Fuß der himmelhohen Wände. Das Eis ist durchsichtig und wie ein modernes Kunstwerk in sich gebrochen. Die widerstandsfähige Schönheit verzaubert uns. Federleichter kalter Schnee fegt darüber hinweg. Wenn die Situation nicht so spannend wäre, könnte man dieses Naturschauspiel genießen wie ein klassisches Konzert mit einer surrealistischen Bildschau. Endlich. Umgeben vom white out, dem gefürchteten Bodennebel, ahnen wir drüben am anderen Flussufer den orangen Fleck der Hütte. Geschafft. Stevie begrüßt uns nicht besonders enthusiastisch. In der Inuit-Sprache gibt es keine Vokabel für „Zeit“ und „Stunde“.

Der Schlafsack ist eine warme Heimat, der Bauch ist prall voller Pemmikan. Der Wind zerrt an den Zeltwänden, und der Freund liegt neben mir. Ich schreibe an meinem Manuskript für einen Trekkingführer über Grönland und Baffin Island. Diese Traumtour durch ein Gebirge mit geradezu sensationellen Bergen ist für den erfahrenen Skitourengeher ein Höhepunkt. Es war ein arktischer Wintertag, geprägt von jener Unwirklichkeit, die den Polarregionen eigen ist.

Die höchsten Granitwände des Globus

Wir schnallen die Ski an und verlassen die Glacier Lake Hut am frühen Morgen bei lächerlichen minus fünf Grad, leichtem Wind und Schneetreiben. Die Berge ringsum verstecken sich im Nebel. Der Summit Lake ist eine weiße platte Ebene – fest, dick gefroren und von Schnee überzuckert. Ein Blick auf die Karte: Rechts von uns muss im Nebel der Mt. Asgaard stehen, eine perfekte Pyramide mit abgeflachter Spitze, die schwindelerregend fast 1.500 Meter hoch aus dem Talgrund in den Himmel steilt. Die Gipfel rundum sind Erstklass-Schaustücke auf diesem Globus. Hundsföttisch verstecken sie sich hinter wehenden Wolken. Wir spuren knietief durch das weiße Nichts, einer Wüste aus Kälte, Licht und niegehörter Stille. Einige von uns sind gute, ja sehr gute Bergsteieger mit einer erstaunlichen Leistungsbilanz. Aber die gewaltige Natur um uns macht uns still, lehrt uns, das wir bescheiden und besser nur Statisten sind.

Zwischen dem Glacier Lake und dem Summit Lake gibt es einen gefrorenen Flusslauf, vor dem uns Stevie warnt. Wenn der Frühling kommt, rinnt ein starker Schmelzwasserstrom zwischen den Seen, der oft vom Schnee verweht ist. Dann besteht das Risiko, wie in eine Gletscherspalte zu fallen und Opfer des strudelnden Wassers zu werden. Es empfiehlt sich, immer am Ufer zu bleiben und erst bei Erreichen des gefrorenen Summit Lake über den See zu queren.

Bei leichtem Wind, Schneefegen und moderaten Temperaturen erreichen wir die Summit Lake Hut. Wir haben den Kulminationspunkt des Passes erreicht, den „Zenit landschaftlicher Schönheiten und gewaltiger Berggestalten“.

Sturmtag

Starkwind fegt vom Pangnirtung Fjord den Pass hinauf, schüttelt die Zelte und orgelt in den Felswänden, unter denen sich unsere winzigen gelben „Häuser“ ducken. Im Luv haben sich schützende Schneewände aufgebaut. Wir wissen, heute ist kein Tourenwetter, und beschließen einen Ruhetag. In der Arktis muss man gehen, wenn das Wetter gut ist, und nicht, wie man es am „grünen Tisch“ beschlossen hat. Wir füllen die Kaloriendefizite der vergangenen Tage auf, schreiben Tagebuch, schlafen und sind gar nicht enttäuscht, pausieren zu müssen. Ab und zu reißt es auf, und die enormen Berge versetzen uns in Entzücken. Die kühne Nadel des fast 2.000 Meter hohen Mt. Thor ist eine steile Zinne und bildet die höchste Granitwand dieser Erde. Schneeflocken tanzen in der Luft wie weißes Konfetti.

Wir haben noch Reservetage, aber morgen wollen wir weiter. In zwei Tagen sollten wir Overlord erreichen: das Ende das Passes und den Beginn des Pangnirtung Fjord. Stevie erzählt von seinen Jagderlebnissen und dass er in dieser Saison schon zwei Eisbären geschossen hat. An einem Tag hat er 400 Kilogramm Heilbutt geangelt. Seine Seehund-Kamiken – so werden die weichen Fellschuhe mit der unglaublichen Wärmehaltigkeit genannt, die kein Bergschuh erreicht – hat seine Frau gekaut, um sie zu gerben, und selbst genäht.

Wolken und Sturm fetzen die ganze Nacht und tauchen den Mt. Thor im aufsteigenden Vollmond in gespenstisches Licht. Morgens ist Tourenwetter, und der Himmel gleicht einem verwaschenen Aquarell. Rundum vereister Fels, fantastische Wandfluchten und Stimmungen wie im zitierten Patagonien. Wir schultern die Rücksäcke. Der Hundeschlitten fliegt an uns vorbei. Die halbwilden Tiere sind nach der langen Ruhe kaum zu halten – „der Wolf kommt durch.“ An einem Steilhang wartet Stevie mit dem Schlitten. Sein freundliches Lächeln wird auch vom eisigen Wind nicht fortgeweht. Wir helfen ihm den halsbrecherischen Hang hinunter, indem wir uns als Anker anhängen und die hetzenden Hunde bremsen. Es wird ein heikles Unternehmen – der ausgeaperte Granitschutt ist verdammt hart, scharf und überall.

Bald sind wir wieder allein. Der qamutit – so heißt der grobe Schlitten auf inuktitut – verschwindet im Schneegestöber. Wieder ist das Eis eines Seensystems freigeblasen, und wir haben ein wenig Mühe, mit unseren Skiern auf dem Eisparkett das Gleichgewicht zu halten. Der Pass bietet sich nicht an für eine Langlauftour. Die Entscheidung, mit Fellen zu gehen, war richtig.

Es ist nicht besonders kalt, und die Ski sind durch ihre große Auflagefläche ein Sicherheitsfaktor bei der Überquerung der Seen. Das Tal wird enger, das Seensystem verengt sich zu einem Fluss, der in einem steilen Canyon als Eisfall verschwindet. Stufe auf Stufe gehen wir „wie auf Eiern“ dem nächsten See entgegen. Hoch über der Schlucht, die im Sommer ein Wildwasserinferno ist, schwebt eine primitive Hängebrücke, über die im Sommer gequert wird. Uns ist schleierhaft, wie Stevie und die Hunde mit dem Schlitten diese Stelle bewältigt haben. Aber die Spuren zeigen, dass er es geschafft hat. Huskies haben die Polargebiete erobert – nicht der Mensch. Die Schlittenhunde waren der Schlüssel für die Besiedelung der Arktis und die Eroberung der Pole. Nansen erreichte mit Hunden den 86. Breitengrad – damals ein Rekord. Peary war wahrscheinlich erfolgreich, als er den Nordpol vom kanadischen Inselarchipel aus anging und heil zurückkehrte. Und Amundsen spurte 3.000 Kilometer von der antarktischen Küste zum Südpol und zurück: mit Hundeschlitten. Die Tiere waren Garanten seines Erfolgs und taktisches Mittel in der Nahrungskette: Sie wurden nach und nach an ihre Artgenossen verfüttert oder von den Männern der Expedition verspeist. Amundsens Bericht, wie er seinen Lieblingshusky erschießt und dann verzehrt, wirkt in seiner Nüchternheit erschütternd.

Die Hunde sind uns zu Freunden geworden, und wir haben großen Respekt vor ihrer Ausdauer und Kraft. Wir haben keinen Appetit auf das Fleisch unserer treuen Begleiter, die einen Großteil unseres Biwakgepäcks ziehen und ziehen gefriergetrocknete Menüs und Pemmikan, jene Mischung aus Fett, Talg, Trockenfleisch und Gewürzen vor, dass seit Jahrtausenden für die Eskimos und Indianer das Tourenmenü ist. Die zwölf Hunde ziehen mit Stevie, dem schweren Schlitten und dem Gepäck sicher 500 Kilogramm: Sie sind Hochleistungssportler.

Über freigeblasenes Geröll – nicht umsonst heißt der See Windy Lake – erreichen wir bei Windstille die Hütte. Vom Erleben und landschaftlichen Eindrücken erfüllt, kriechen wir abends in die Säcke. Es ist spät, doch ganz dunkel wird es nicht.

Staublawinen und ein Frühlingstag

Wir wissen: Heute stehen wir am Meer. Lächerliche 14 Kilometer sind es zur Overlord Hut am Pangnirtung Fjord. Die Berge rundum sind hoch, das Tal wird weit. Mächtige Gletscher fließen von der Penny Icecap ins Tal und gleisen in der Sonne. Die Hunde schlittern auf dem glatten See-Eis, der Schlitten schwänzelt über den eisigen Spiegel. Doch wie jeden Tag verschwindet das „dog team“ hinter einer Bodenwelle. Wir sind allein.

Whooommm. Es grummelt, donnert, und dann trifft uns der Luftdruck. Zwei Staublawinen fegen aus der 1.200 Meter hohen Flanke des Berges, der das Tal südlich begrenzt. Wir sind nicht in Gefahr; denn die Schneemassen werden durch zwei Rinnen kanalisiert. Mächtige Hängegletscher lappen von der Penny Icecap herab. Die dicke Eiskruste hat – ähnlich der von Grönland – die Klimageschichte konserviert: Sie ist eine tiefgefrorene Datenbank. Ist hier das sagenhafte Ultima Thule?

Wieder helfen wir dem Schlitten, der eine steile Schneestufe hinunter muss. Wieder sind wir die schwergewichtigen Anker, die die Masse des Schlittens und des Gepäcks daran hindern, auf den nächsten vereisten See zu donnern. Stevie entwirrt das Leinenchaos im Gespann mit Geduld und unmissverständlicher Autorität. Das weite Delta des Weasel River ist eine Eis- aber auch eine Sandwüste. Durch schwarzen gefrorenen Granitstaub spuren wir den Fluss entlang in Richtung Meer, dessen Packeis wir an diesem strahlenden Tag schon weit in der Ferne erkennen. Wir haben die Anoraks ausgezogen, die Ärmel aufgekrempelt und lassen die Sonne auf die cremegeschützten Hautpartien brennen. Der Frühling steht vor der Tür, und die Sonne steht fast 18 Stunden am Tag am Himmel. Das Flusseis beginnt zu schmelzen: Viel später im Jahr hätten wir diese Tour nicht machen dürfen.

Inge, die bisher mehr als „ihren Mann gestanden hat“, macht einen kleinen Sprung und verteilt anschließend überglücklich Bussis: Wir haben den Polarkreis überschritten. Dann – wie jeden Tag auf dieser Tour – der orangerote Fleck, der zuverlässig eine Hütte signalisiert. Dahinter ein zerrissener Eisgürtel. Nicht weit blinkt der glatte, vereiste Fjord. Zufrieden sitzen wir am Ufer, genießen die vollkommene Stille, die nur vom Surren des Kochers unterbrochen wird. Wir lauschen den Erzählungen Stevies, der von der Jagd auf Narwale berichtet, die im Pangnirtung Fjord häufig sind. Jede Kommune darf pro Jahr noch 50 Wale jagen. Er sitzt dabei auf seinem Kariboufell, das wärmer ist, als jede unserer modernen Isomatten. Die Magie hoher Breiten hat uns entgültig gepackt.

Das Funkgerät der Hütte ist untauglich, da die Antenne vom Triebschnee völlig verdeckt ist. Doch mit Stevies Spilsbury SPX11A, dem legendären Funkgerät der Arktis, gelingt der Kontakt zur Außenwelt. Unproblematisch kommen wir in Kontakt mit der Parkstation in Pangnirtung.

Die Freunde liegen im Zelt, ein Schnarcher klingt herüber. Ich sitze allein auf einem Felsen, lasse mich wieder einmal vom unwirklichen Schein der untergehenden Sonne verzaubern und genieße die Einsamkeit. Die müden Hunde murren an einer klirrende Kette angeleint wenige Meter neben mir, haben den Schwanz über die Schnauze gelegt und lassen sich vom leichten Triebschnee zuwehen. Ich habe mir eine Aufgabe und eine langgehegte Idee erfüllt und trauere ein wenig, dass morgen alles vorbei ist. Wie oft war ich schon in Polargebieten? Mehr als zweidutzend Mal sind es sicher. Mein Bergsteigerleben wurde stark durch eine der letzten Wildnisse dieser Erde bestimmt: die Arktis. „Polarwolf“ werde ich tituliert, oder auch als „Der auf dem Eis tanzt“. Wer einmal hier „oben“ war, kommt wieder. Er ist „arctic bitten“, ist angefressen von der großartigen Urnatur, die auf dem Erdball nur noch selten so ursprünglich zu finden ist. Wir verlegten die Vertikale der Berge auf unserer Skitour in die Horizontale des Akshayuk Pass, einem Traumziel für konditionsstarke Skitourengeher: querbergein.

Ich freue mich auf das Dorf Pangnirtung dessen Name bedeutet „Wo viele Karibou-Bullen sind“. Im Auyuittuq Gebirge haben wir nur einen Fuchs gesehen und viele Vögel. Nur auf den ersten Blick gleicht die Arktis einer toten weißen Wüste. In Wahrheit sind im Weiß zahlreiche „Survivalexperten“ zu Hause, die es kalt lässt, wenn der Wind ihnen ein Leben lang ins Gesicht bläst: Karibous sind periodisch am Pass zu sehen, die scheuen Wölfe lassen sich selten blicken. Und der Eisbär spurt häufiger über gefrorene Fjorde als über den felsigen Pass. Trotzdem bin ich über Stevies vorsintflutliches Gewehr froh, das griffbereit in einer alten Segeltuchhülle auf dem Schlitten festgebunden ist. Der Eskimo hat unseren Respekt: Wie er es mit Selbstverständlichkeit schafft, sich in einer lebensfeindlichen Umwelt zu behaupten und mit ihr zu leben, forderte unseren Respekt heraus. Wir dagegen sind in seinen Augen Spinner, Verrückte, qalunat: „Warum geht ihr freiwillig, und noch dazu mit diesen Brettern an den Füssen? Warum nehmt Ihr keine Hundeschlitten? Was wollt Ihr dort in den Bergen, wo es nichts zu jagen gibt?“

„Qaa qaqqanu kanna qisa“ murmele ich in den Äther und schicke telepathische Grüße an Ingrid, meine Frau. Die Metapher bedeutet auf inuktitut „Komm wir gehen in die Berge“. Gemeint ist nicht ein bergsportlicher Aufruf. Wohl dem Alpinisten, dem diese Aufforderung zuteil wird! Spricht sie eine grönländische Schöne aus, so bedeutet dies Verfängliches: Sie möchte mit ihm Liebe machen. Dieser traditionelle Spruch erinnert daran, dass das Volk der Inuit noch vor wenigen Jahrzehnten, isoliert von der sonstigen Welt, seine eigenen Gesetze hatte. Bei der Liebe wollte man der Enge der eskimoischen Siedlungen und der Inzucht entfliehen und in den Bergen die Freiheit finden.

Am Horizont, hinter schwarzen Granitwällen, bildet die feuerrote verlöschende Sonne gegen Mitternacht einen Lichtwall, eine Aura von fast überirdischer Schönheit.

Qaa qaqqanu kanna qisa

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